Es gibt Tage, da leistet mein Gehirn wahre Höchstleistungen. Ich meine damit nicht geistig anspruchsvolle Tätigkeiten wie eine Webseite basteln, nach einer geeigneten Buchhaltungssoftware zu suchen, Fachartikel für eine renommierte Pferdezeitschrift zu schreiben oder zu überlegen, was ich zu Mittag essen soll. Das, sowie mein restlicher (durchaus ausgefüllter) Alltag, sind ein Lachakt im Vergleich zu dem, was vorgestern zu managen war.
Zutaten: ein Pferd, zwei Hunde und ein Menschen (ich). Aufgabe: Kontrollieren Sie vorausschauend zwölf Beine, sechs Augen, sechs Ohren und drei Gehirne. Das Ziel: Pferd longieren und zwei Hunde dazu bewegen, nicht stiften zu gehen – und alle (mich inkludiert) wieder heil nach Hause bringen.
Ich startete diese Challenge damit, dass ich Pferd von der Koppel holte – begleitet von zwei Hunden, die das langweilig fanden und lieber mit der Nase am Boden irgendwelche Spuren verfolgten (und dabei grundsätzlich auf Durchzug schalten, wenn man sie durch Rufen davon abhalten möchte). Diesem Chaos (und einem Tobsuchtsanfall meinerseits) entgegenwirkend, hab‘ ich das Pferd abgeleint (geht eh brav bei Fuß – im Gegensatz zu den Hunden) und einen Hund an die Leine genommen.
In dieser Konstellation marschierten wir in den Stall. Dabei immer schön den Hund 2 im Aug (damit der nicht wieder seine eigenen Wege geht), gleichzeitig das Pferd davon abhalten, beim nächsten Grasbüschel stehen zu bleiben und in der selben Sekunde verhindern, dass Hund 1 mir mit der Leine vor die Beine rennt und mich zu Fall bringt. So ähnlich ging es dann weiter, bis wir es endlich in die Reithalle geschafft hatten. Zuvor demonstrierte mir Pferd deutlich, dass es keine Lust auf Reithalle hat und lieber grasen möchte, während Hund 1 schon wieder auf den Heuballen herumturnte und Hund 2 (noch immer angeleint) das auch machen wollte. An diesem Punkt hatte ich etwas die Kontrolle über die zwölf Beine, sechs Augen, sechs Ohren und drei Gehirne verloren. Wenigstens mein Gehirn gehorchte noch.
Ich weiß selber nicht mehr genau, wie ich es dann doch noch geschafft habe, Hund 1 und Hund 2 dazu zu bewegen, sich auf dem zugewiesenen Platz zu legen und dort zu bleiben (!), während ich Pferd longierte, das sonst ein Selbstläufer an der Longe ist, just an dem Tag aber meine volle Aufmerksamkeit forderte. Und irgendwie habe ich es dann am Ende auch wieder geschafft, dass alle (unverletzt!) dort landeten, wo sie hingehörten: das Pferd auf der Koppel sowie Hund 1, Hund 2 und ich in der Wohnung.
Erstaunliches Fazit aus diesem Abenteuer: Obwohl wirklich anstrengend und nervenaufreibend – ich fühlte mich danach richtig gut und habe diese (Aus)Zeit mit meinen Vierbeinern genossen. Pferd und Hunde sind halt einfach immer noch die besten Therapeuten.
Grafik © Mohamed Hassan from Pixabay